Keine Lust mehr auf den Job? Erste Schritte, die helfen können.

 

Montagmorgen. Dein Wecker klingelt, du drehst dich um, stülpst dir das Kopfkissen über und wünschst dich an einen anderen Ort. Irgendwo ganz weit weg, wo du unbehelligt die Sonne genießen und das Leben lieben darfst. Stattdessen nimmst du das Frühstück lustlos ein und du machst dich auf den Weg – vielleicht auch noch im Stau. Die Kollegen schauen verdrossen auf ihren Bildschirm und der Chef legt dir immer neue Akten auf den Tisch. Du schaust auf die Uhr, wann endlich Feierabend ist und freust dich auf das Wochenende. Jetzt wird erst einmal der Sommerurlaub gebucht, auf irgendwas muss man sich ja freuen.

 

Kommt dir das bekannt vor? Spiegelt das ganz gut deinen Alltag wider?

 

Wäre es nicht wundervoll, wenn du – wenn der Wecker klingelt – dich freuen würdest, dass ein neuer Tag beginnt? Wäre es nicht phänomenal, wenn du einem neuen Arbeitstag neugierig entgegen sehen würdest? Klar würdest du gerne einmal Abwechslung durch eine Urlaubsreise genießen, aber brauchen würdest du sie nicht. Dir ginge es gut, mit dem, was täglich anstünde. Du würdest dich bei der Arbeit erfüllt und im Flow fühlen. Alles ginge dir leicht von der Hand.

 

„Das Leben ist doch kein Ponyhof“, „So funktioniert das Leben nicht“. Sind das die Worte, die jetzt in dir hochkommen, wenn du diesen Text liest? Wir alle kennen diese oder ähnliche Sätze über das Arbeitsleben. Ob Eltern, Lehrer oder andere Wegbegleiter, immer wieder werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass Arbeit schließlich Arbeit ist. Das heißt wohl, wenn´s leicht geht, kann es keine Arbeit sein. Dann ist es ein Hobby, eine Freizeitbetätigung, mit der man aber sicherlich kein Geld verdient. Manchmal scheint es fast, als wenn „mühevolle“ Arbeit ein Qualitätsmerkmal wäre.

 

Mir geht es nicht darum, dir aufzuzeigen, dass Probleme keine Probleme, sondern lediglich Herausforderungen sind, die es leicht und mit viel gutem Willen zu bewältigen gilt. Aber ich glaube, dass niemand sich das Leben unnötig schwer machen muss.

 

Verstehe mich nicht falsch: Mir geht es nicht darum, dir zu suggerieren, mit dem richtigen Job wird deine Arbeit zukünftig immer einfach und problemlos verlaufen. Aber je besser du mit deiner besonderen Persönlichkeit zu dem ausgeübten Beruf passt, desto eher wirst du deinen Beruf nicht als Belastung, sondern als Bereicherung erleben.

 

Wenn dein Körper sich meldet

 

Wenn du beruflich unzufrieden bist und du Arbeit dauerhaft als Belastung wahrnimmst, dein Körper vielleicht schon erste körperliche Reaktionen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlaflosigkeit zeigt, ist es Zeit, den Ursachen auf den Grund zu gehen und genauer hinzuschauen, was im Beruf schiefläuft. Häufig wehrt sich aber in uns etwas, wirklich genau hinzuschauen. Etwas in uns möchte sich gar nicht näher mit dem Problem beschäftigen. Wohin soll das führen? Ja, wohin eigentlich? Vielleicht zu einem ersten Schritt der Veränderung?

 

Veränderung macht den meisten von uns Angst. Veränderung heißt raus aus der Komfortzone, hinein in das Unbekannte. An dieser Stelle solltest du dich jedoch nicht bereits selbst lähmen. Denke noch nicht an große Veränderung. Vielleicht gelingt es dir schon an kleinen Stellschrauben zu drehen, dich dauerhaft besser zu fühlen. Aber auch hierfür ist es notwendig, zunächst wahrzunehmen, was ist und zu erkennen, warum es uns mit unserer Tätigkeit nicht gut geht.

 

Methode für deinen ersten Schritt zur Veränderung

 

Daher möchte ich dir eine Methode zeigen, die den ersten Schritt zur Veränderung erleichtern kann:

 

Nimm dir ein Din A-4 Blatt und falte es in der Mitte. Lege dir dieses Blatt auf deinen Nachttisch und lass – vielleicht vor dem Schlafengehen – deinen Arbeitsalltag Revue passieren. Nimm dir 10 Minuten Zeit und überlege, was dir an diesem Tag gar nicht gut gefallen oder nicht gutgetan hat. Verliere dich jedoch dabei nicht in allgemeinen Aussagen wie „mein Kollege XY war heute unmöglich“. Beschreibe vielmehr eine konkrete Situation, in der du unter Druck geraten bist oder warum es dir in einem Gespräch besonders schwerfiel, ruhig zu bleiben.

 

Welche Tätigkeiten konntest du nur unter größter Anstrengung erledigen? Wann entstand konkret der Druck im Magen oder begann das Herzrasen? Erst die größere Achtsamkeit gegenüber uns selbst führt uns zum Schlüssel, was gerade schiefläuft. Aber nicht nur das. Es gibt uns auch die Möglichkeit zu erkennen, wo Veränderungsbedarf notwendig ist. Schreibe dir nun in Stichworten auf, welcher Moment schwierig war (z.B. Kollegin hat meine Arbeit kritisiert), wie Du dich dabei gefühlt hast (fühlte mich ganz klein) und vielleicht auch noch, wo du dieses Gefühl in deinem Körper verortet hast (mein Herz schlug direkt schneller). Auf der linken Seite notierst du nun, wie du dir stattdessen deinen idealen Arbeitsplatz vorstellst (z.B. meine Kollegen loben meine Arbeit), wie du dich fühlen würdest (ich fühle mich gestärkt), wo würdest du es fühlen (wohliges Gefühl im Bauch).

 

Durch diese konkrete Gegenüberstellung von Ist- und Sollzustand wird dir deutlich, wo es wirklich in deinem Berufsleben hakt. Diese Aufgabe sollte dich auch nicht mehr Zeit als 10 Minuten am Tag kosten. Wenn du dir diesen Zettel mit Bleistift auf deinen Nachttisch legen, wirst du jeden Abend an deinen Vorsatz erinnert und die kleine Hürde ins Tun zu kommen, ist gar nicht mehr so groß. Ist in dieser Woche gar nicht viel zusammengekommen? Dann behalte die Einträge, die sich vielleicht zu einem kleinen Ritual entwickelt haben, zunächst bei und schaue, was in der nächsten Woche an Einträgen den Weg auf deinen Zettel findet. Sind Vorder- und Rückseite des Zettels voll, gehe in die Auswertung. Welche Dinge, die für dich schwierig sind, tauchen immer wieder auf? Oder kannst du Cluster bilden, das heißt: Kannst du Begebenheiten als ähnlich zusammenfassen? Markiere die am häufigsten aufgetretenen Situationen mit einem roten Stift oder roten Klebemarkern. Welche stehen an zweiter Stelle? Markiere sie mit blau. Und schließlich kennzeichne die, die nur vereinzelt oder einmal auftauchen, mit grün. Diese darfst du zunächst vernachlässigen, weil sie für dich und deine Unzufriedenheit wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle spielen.

 

Auswerten und Handeln

 

Beachtung finden nun zunächst die rot markierten Dinge. Frage dich bitte, ob es sich um Ärgernisse handelt, die in irgendeiner Form für dich veränderbar sind? Schaue hierfür auf die rechte Seite deines Blattes. Wie wäre der Idealzustand? Gibt es eine Möglichkeit, diesen Idealzustand bereits jetzt herbeizuführen? Du könntet dich zum Beispiel fragen, ob du deiner Kollegin beim nächsten Mal signalisierst, dass ihre ständige Kritik oder die Art und Weise, wie sie diese äußert, dich eher lähmt als motiviert. Dass du es toll fändest, wenn die Kritik konstruktiv wäre oder du es genießen würdest, wenn sie auch einmal hervorheben würde, wenn du etwas gut gemacht hast. Das fällt dir schwer? Dann schau wieder auf dein Blatt. Was hast du notiert, wie Du dich im Idealzustand fühlen würdest? Stelle dir diese wunderbare Situation genau vor und gehe mit diesem tollen Gefühl ins Gespräch. Du wirst sehen, es wird dir leichter fallen.

 

Mein Tipp: Beginne nicht mit der Veränderung, die dir persönlich am Schwersten fällt, sondern trainiere zunächst deinen Veränderungsmuskel. Beginne zunächst mit etwas Leichtem.  Setze dir für diesen Schritt eine Deadline. Wann wirst du damit beginnen, die Änderung herbeizuführen? Fange mit einem Punkt an, übernimm dich nicht. Eventuell überlegst du, wer dich bei der Veränderung unterstützen kann? Bieten sich Ressourcen in deinem Arbeitsumfeld an oder gibt es jemanden in deinem Bekanntenkreis, den du um Rat fragen könntest? Wer hat vielleicht schon etwas Ähnliches erlebt und das Problem für sich gelöst? Möglich ist auch, dass dich das Problem an etwas erinnert, was du schon früher in ähnlicher Form bewältigt hast? Wie hast du das damals geschafft?

 

Bevor du nun aktiv wirst, stelle dir noch eine Belohnung in Aussicht. „Wenn ich XY angesprochen habe, gönne ich mir ….“ . Und sollte es sich um eine Veränderung handeln, die dich viel Mut kostet, darf die Überwindung der Angst auch einmal besonders gefeiert werden.

 

Vielleicht hast du aber auf deinem Zettel auch Dinge, deren Veränderung du nicht in der Hand hast. Selbst wenn Du alle Lösungsmöglichkeiten in Betracht ziehst, scheint sich kein Licht am Horizont abzuzeichnen. Gespräche – auch mit Vorgesetzten - haben nicht geholfen oder eine Veränderung innerhalb deiner Firma ist nicht möglich. Dann ist vielleicht der Zeitpunkt gekommen, an dem du ganz langsam an eine größere Veränderung denken solltest.